Das Jahr 2022 war in vielerlei Hinsicht ein erinnerungswürdiges Jahr. Trotz hoffnungsvoller Fortschritte bei der Überwindung der COVID-Pandemie in vielen Ländern war es für viele Anleger ein Jahr, welches man lieber vergisst. Fast alle großen Aktienindizes schlossen tief im Minus. Der S&P 500 verzeichnete mit einem Minus von mehr als 18% in US-Dollar die viertschlechteste Jahresperformance seit dem Zweiten Weltkrieg. Der U.S. 10 Year Treasury Total Return Index fiel um fast 15 Prozent – die schlechteste Performance seit 1788 (sic!). Dass sowohl US-Aktien als auch -Anleihen mehr als zehn Prozent verlieren, hat es in den vergangenen 150 Jahren nicht gegeben.
Nach den geopolitischen Spannungen durch den Angriff russischer Streitkräfte auf die Ukraine wurde die Welt und insbesondere Europa in die schwerste Energiekrise seit den 1970er Jahren gestürzt. Als Reaktion auf die steigenden Inflationszahlen strafften die Zentralbanken weltweit ihre Geldpolitik so stark wie seit 40 Jahren nicht mehr. Dies führte zu weitreichenden Unsicherheiten mit deutlichen Kursverlusten an den Finanzmärkten. Steigende Zinsen bei gleichzeitig fallenden Aktienkursen sorgten an den Kapitalmärkten dafür, dass man sich nirgendwo „verstecken“ konnte. Alles geriet ins Wanken.
Die Dezember-Inflationszahlen in der Eurozone überraschten mit einem Rückgang auf 9,2%. Analysten hatten im Schnitt mit einer Inflationsrate von 9,5% gerechnet. Die Gründe für den Rückgang sind eingeführte Preisobergrenzen sowie gesunkene Erdöl- und Erdgaspreise. Allerdings gibt es bei der Kerninflation vorerst weiterhin wenig Anzeichen für eine Entspannung – sie stieg überraschend deutlich von 5,0 auf 5,2 Prozent. Da viele Unternehmen zu Jahresbeginn ihre Preise ändern, könnte der Aufwärtsdruck bei der Kerninflation anhalten.

Damit werden uns die alten Probleme auch für 2023 erst einmal erhalten bleiben. Eine hohe Inflation, weiter steigende Zinsen zur Erhaltung der Preisstabilität und der Krieg in der Ukraine. Dazu die Wirkungen der ausgerufenen Rezession und das weiterhin bestehende Taiwan-China Duell.
Mit Hinblick auf die Marktschwäche im vergangenen Jahr könnte man jetzt annehmen, dass ein günstiger Zeitpunkt für einen Einstieg in Aktien sei. Doch aus unserer Sicht ist dieser Punkt noch nicht gekommen. Wir sind der Meinung, dass es an den Börsen noch eine Korrektur geben könnte, denn die Wirtschaft hat ihren Tiefpunkt allem Anschein nach noch nicht erreicht. Daher bleiben wir auch zu Beginn des neuen Jahres konservativ investiert und haben einen Teil unseres Aktien-Exposures abgesichert.
Dies wird jedoch nicht ewig dauern. Aus der Vergangenheit heraus zeigt sich, dass sich die Kapitalmärkte vor einer Rezession längere Zeit in einem Abwärtstrend befinden und dann in der Regel vor dem Ende der Rezession wieder deutlich ansteigen. Erst wenn die Rezession tatsächlich gekommen ist und die Gewinne der Unternehmen zurück gehen, könnte mit Blick auf das zweite Quartal oder Halbjahr das antizyklische Signal zum Einstieg kommen.
Langfristige Investoren müssen sich um eine solche Korrektur nur wenig Gedanken machen, da die auf eine Rezession folgenden Jahre meist sehr erfreuliche Börsenjahre sind. Die vor und während einer Rezession angefallenen Kursverluste werden in der Regel wieder ausgeglichen.
Wenn das Ende der Zinserhöhungen und eine Stabilisierung der Wirtschaft erkennbar wird, sollten sich interessante Anlagemöglichkeiten bieten. In diesem Sinne freuen wir uns auf ein spannendes Börsenjahr 2023!
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