
Die Stimmung an den Kapitalmärkten ist deutlich euphorischer als die aktuelle wirtschaftliche und geopolitische Lage vermuten lässt. Es scheint, als würde eine mögliche Verhinderung der Rezession sowie teils abflachende Inflationszahlen den Markt regelrecht beflügeln. Zumindest ist dafür gesorgt, dass vor allem negativ veröffentlichten Daten keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Auch die Wachstumsprognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) wurden leicht nach oben korrigiert und rechnen nun mit einem Rückgang des weltweiten Wachstums auf 3,4 % im Jahr 2022 und 2,9 % im Jahr 2023. Die Inflation könnte ebenfalls von 8,8 % 2022 im Jahr 2023 auf 6,6 % und 2024 auf 4,3 % sinken.
Eurozone:
Die robuste Wirtschaft in 2022, welche trotz historisch hoher Inflationszahlen, der Energiekrise, dem Krieg in der Ukraine und der entstanden Konjunkturverlangsamung Chinas einer Rezession in der Eurozone trotzte, punktete durch haushaltspolitische Unterstützungen mit einem soliden Arbeitsmarkt und einer durchaus vorsichtigen Haltung der Europäischen Zentralbank. Das Ziel war: Eine Normalisierung der Geldpolitik, welche einen Konjunktureinbruch vorerst vermeiden konnte. Jedoch führte dies zu starken Preisanstiegen in der Eurozone.
Trotz der besseren Stimmung in der Wirtschaft bleibt der Ausblick mittelfristig schwierig. Die Eurozone ist mit einer Konjunkturverlangsamung und hoher Ungewissheit konfrontiert, und auch für 2023 kann eine leichte Rezession nicht ausgeschlossen werden. Die Kerninflation liegt weiter auf einem Allzeithoch.
Die für 2022 vorsichtigere Geldpolitik der europäischen Zentralbank kann aller Voraussicht nach im Jahr 2023 so nicht fortgeführt werden. Die EZB muss Kurs halten und verstärkt eine restriktive Geldpolitik verfolgen, wenn sie die Inflation in den Griff bekommen will.
USA:
Die im Februar veröffentlichten, saisonbereinigten Konjunkturdaten der USA (Konsum, Immobilienmarkt, Arbeitsmarkt) waren zur Überraschung der Kapitalmärkte durchweg positiv. Besonders der US-Arbeitsmarktbericht für Januar verkündete ein Plus von 5.170.000 Stellen und sorgte damit durchaus für Eindruck am Kapitalmarkt. Dazu muss man anmerken, dass die USA bis heute noch keine einheitliche Variante zur Zählung der Arbeitslosen gefunden haben. Dies geschieht in der Regel durch Umfragen und statischen Hochrechnungen. Die guten Konjunkturdaten wurden durch einen eher unerwarteten starken Anstieg der Einkaufsmanagerindizes bestätigt. Der Composite-Index stieg um 3,4 Punkte auf 50,2 und verließ damit den rezessiven Bereich, wobei sich insbesondere die Stimmung im Dienstleistungssektor verbesserte.

Nach dem aggressiven Straffungszyklus der letzten 40 Jahre hat die amerikanische Notenbank Fed das größte Ziel, die Gesamtnachfrage zu verlangsamen, zum Teil erreicht. Auch wenn die FED zur Vermeidung eines Konjunktureinbruchs das Tempo ihrer Straffungen verlangsamt hat, wird sie diese bis zum Sommer wahrscheinlich fortsetzen.
China:
Die Wiedereröffnung Chinas nach den restriktiven Corona-Lockdowns stellt einen positiven Angebots- und Nachfrageanstieg für die gesamte Weltwirtschaft dar. Zur Abfederung der schwächelnden Dynamik der Weltwirtschaft wird eine nachhaltige Erholung Chinas die Gesamtnachfrage ankurbeln.
Daher hat die Erholung des Landes enormen Einfluss auf den Rest der Welt. Unter anderem auf Handel, Tourismus und Rohstoffe. Es werden allem voran andere Schwellenländer und nicht die Industrieländer sein, die dadurch einen großen Wachstumsschub erfahren.
Fazit: Die geopolitischen und konjunkturellen Risiken sind weiterhin nicht überwunden. Auch der Inflationsdruck dürfte uns noch länger begleiten, was zu einer auch zukünftig restriktiven Geldpolitik der Notenbanken führen dürfte.
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